Sonntag, 2. Februar 2014

Mein Faltboot

Der Traum vom Paddeln

Schon lange überlegte ich, mir ein Paddelboot zuzulegen.
Nur: Festrumpf oder Faltboot, neu oder gebraucht, fertig oder selbst gebaut?
So wechselte ich zwischen den Internet-Seiten von Selbstbaupapst Thomas Yost (www.yostwerks.com), der Faltbootbastelseite von Poly (www.faltbootbasteln.de), eBay und den Prospekten von Prijon. 
Das machte die Entscheidung nicht wirklich leicht.

Eines Tages berichtete meine Frau, dass eine Freundin ihr vom alten Boot ihres Bruders erzählt hatte, dass irgendwo im Schuppen sein Dasein fristete; ich sollte ihn doch ´mal anrufen.

Gesagt, getan, gekauft.


Die erste Tour auf dem Einfelder See

So wurde mir die Entscheidung abgenommen und ich stolzer Besitzer eines RZ 85 aus den 1980ern, seinerzeit gekauft beim Otto-Versand.










 

Die Jahre im Schuppen waren nicht unbemerkt am Boot vorüber gegangen.
Das Deck war mürbe und lies jegliches Tropfwasser von den Paddeln ungebremst durch.






 

Ich versuchte es mit Flicken aus blauem Persenningstoff, teils genäht, teils geklebt, und Unmengen von blauer Imprägnierung.

So wirklich befriedigend war das Ergebnis nicht, reichte aber für eine Tour auf der Eider.






 

Wie der Zufall so spielt, bekam ich im nächsten Früjahr eine dunkelblaue PVC-Plane geschenkt, 700 g/m², mehr als ausreichend groß für ein neues Deck.

400 - 500 g/m² wäre genug und wegen der leichteren Verarbeitung zu empfehlen. Das neue Deck wiegt außerdem ca. 400 g mehr, als das alte Stoffdeck. Aber einem geschenkten Gaul ...




Zunächst kontrollierte ich den Sitz der Haut auf dem Gerüst und überlegte, wie ich die "geometrischen Probleme" etwas koorigieren könnte. 


 








Dann trennte ich mit wertvoller Unterstützung die vier Stoffbahnen vom Unterwasserschiff.


 
Zurück blieb nur der Rumpf.

Gut, dass er aus PVC-Folie war, den PVC kann man sowohl mit dem Heissluftfön verschweißen als auch kleben ("kalt verschweißen").

Der Rumpf ist zwar schwerer als der teurere aus "Elefantenhaut", aber bei der wäre mir vermutlich nur die Möglichkeit gelieben, mir ein neues Deck nähen zu lassen.

















Ich entschied mich, nach zahlreichen Versuchen, für eine konventionelle Verklebung mit "UHU Kraft".



Konventionell heißt: PVC mit Aceton reinigen, einseitig UHU auftragen, zusammenlegen, fixieren, 24 Stunden warten. Es kommt dann zu einer kalten Quellverschweißung.  






 





Die Stoffbahnen wurden in der Garage ausgelegt, das PVC grob zugeschnitten.












Der genaue Zuschnitt erfolgte im Wohnzimmer.


Als besonder schwierig erwies sich der Tunnelsaum für die Süllbordleisten.
Da das PVC zu biegesteif für dieses Detail war, schnitt ich den Tunnel alle drei Zentimeter ein. 

Hier wird gerade eine der Öffnungen gelocht, durch die später die Gewinde der Rückenlehnen durchgesteckt werden.





Lange hatte ich überlegt, ob ich die Haut außerhalb des Gerüstes zusammenkleben sollte. Aber obwohl ich die Zuschnitte so genau wie möglich hergestellt hatte, war mir das zu risikoreich.

So wurde zunächst das Unterwasserschiff am Gerüst befestigt.



Dann wurden die Decksteile mit dem Unterwasserschiff und untereinander verklebt.

Diese Prozedur zog sich über mehrer Tage, weil man meißtens nur kurze Stücke (ca. 50 cm) verkleben kann um genügend Spannung in der Folie zu halten.





Manche Details - hier an der Spitze des Süllrands - bedurften besonderer Methoden.
Das Erwärmen mit dem Heißluftfön
macht die Folie geschmeidiger, wodurch sie erheblich leichter in schwierige Formen zu ziehen ist.






 

Für die Umlaufleine und Spanngurte montierte ich D-Ringe, ca. alle 50 cm. 











Für die Trageschlaufen an Bug und Heck benutzte ich D-Ringe aus Stahl und starkes PVC-Material vom Tragegurt des Packsacks von Pouch.





FERTIG!


















Die Fußsteuerung baute ich nach einer Idee von Faltbootbasteln.de um. Ich verzichtete auf den Lagerbock, das Steuerpedal hängt an einem verstellbaren Seilsystem.






Da ich einen großen Rest PVC-Folie übrig hatte, baute ich noch eine Persenning für die Luke, insbesondere für längere Transporte des aufgebauten Bootes auf dem Autodach.




Die Persenning wird mithilfe der Süllrandschrauben befestigt.



Ich kann sie aber auch als Regenschutz beim Paddeln benutzen, wenn ich alleine unterwegs bin.









Zu guter letzt ein Falttest mit der Haut.

Es ging zwar, allerdings sahen die Falten an den Stellen, wo das neue Deck auf das Unterwasserschiff geklebt wurde, recht brutal aus. Ich versuchte erst garnicht, die Haut im Packsack zu verstauen. Das wird sicherlich funktionieren, es passen dann aber bestimmt nicht mehr alle Teile dort hinein, die Pouch dafür vorgesehen hat.


Da das PVC des Unterwasserschiffes im Laufe der Jahre an den promineneten Stellen doch recht strapaziert wurde, habe ich ingesamt 6 "Kielstreifen", ca. 5 cm breit, aufgeklebt. Danach habe ich nicht mehr versucht, die Haut zu falten.


So wurde aus einem Faltboot ein Nichtmehrfaltboot. 
Für den Transport in der Bahn ist das RZ 85 mit PVC-Unterwasserschiff meines Erachtens sowieso nur eingeschränkt geeignet, wenn man überlegt, wie leicht und klein verstaubar moderne Faltboote sind.

Mittlerweile hat mich das Kajak-Segelfieber gepackt ... aber das ist eine ganz andere Geschichte!!!